Das sechste Jahr

Sechs Jahre sind ein echter Meilenstein. Und wie so oft stelle ich mir die Frage: Wo sind die Jahre so schnell hingegangen? Verflogen sind sie und mein Töchterchen wird immer größer und größer, immer eigenständiger und immer selbstbewusster.
Sie lernt so schnell. Als Kannkind hätte sie nach diesem Sommer sogar schon in die Schule gehen können; sie wäre bereit gewesen, kann alles, was ein Kind dafür können muss. Doch das letzte Jahr im Kindergarten gönnen wir ihr. Und es ist gut so, denn die Hektik greift nun auch in ihr Leben. Der Alltag fordert auch bei ihr seinen Tribut und doch bleibt sie pausenlos, will so vieles machen und erleben und nichts missen – bis sie abends noch immer im Bett in meinen Arm kuschelt und einschläft.
Das sind die Momente, in denen mir klar wird, dass sie zwar größer wird, doch noch immer mein kleines Mädchen ist. Wenn sie sich die Nähe und die Sicherheit sucht, die sie benötigt. Denn der turbulente Alltag nagt auch an ihr. Schon immer war sie anfällig für Infekte und reagierte auf jede Kleinigkeit mit erhöhter Temperatur. Doch das letzte Jahr hat gezeigt, dass sich diese Empfindlichkeit auch anders äußern kann; in Dauerschnupfen. Und so rotieren wir zwischen Alltag und nötigen Ruhepausen, von denen ich versuche, ihr möglichst viele zu schaffen. Bevorzugt Kuschelpause oder Malpausen. Denn gerade Letzteres macht sie mit solcher Hingabe, das ich mir sicher bin: sie ist ein weiteres Künstlerherz in der Familie.

Mein kleines Mädchen. Auch das sechste Jahr ist vergangen, das siebte hat bereits begonnen und ich hoffe, der Alltag wird sich im Laufe dessen wieder entspannen, um dir mehr Raum für all das zu geben, was du wirklich tun willst.
Dir schreibt niemand etwas vor. Du ziehst an, was du möchtest, du liebst dein Fahrrad, du bis das selbsternannte Horrormädchen und wenn du jemanden spielst, nimmst du nicht eine Figur aus einem Film, nein du spielst eine Selbstausgedachte. Du spielst das Katzenmädchen Sari, die Roboterballerina Ballora, die Pflanzenfee Lizzy oder einen der vielen anderen Charaktere, die du dir überlegt hast. So lange du dir das bewahrst, kann dich nichts schrecken. So wirst du in deinem siebten Jahr auch den Übergang vom Kindergarten zur Schule meistern.

 

20170815_105423

 

Von gesundem Menschenverstand im Wahlnachgang

Die Bundestagswahl ist um, wir haben gewählt. Und wieder saß ich in meiner kleinen Filterblase und glaubte an die Vernunft der Menschen – bis ich die ersten Hochrechnungen sah.

Kurz vorweg: Ja, ich bin links-grün-versifft. Ich halte soziale Berufe für die Wichtigsten, ich finde alle – vor allem alle Kinder – sollten die gleichen Chancen erhalten, ich mag keine Autos, keine Rassisten und keine gedankenlosen Mitläufer und bin voll für die Energiewende. Kurzum: Ich mache mir Sorgen um Menschen, Tiere und überhaupt alles Lebendige auf dieser Welt.
Und ich hoffe immer noch darauf, dass sich endlich Einiges zum Guten wendet und Menschen zeigen können, dass sie auch vernünftig sein können, statt sich in „Sicherheit“ zu wiegen und einfach jemand anderem die Schuld an all dem zu geben, was gerade schief läuft. Denn in dem Moment gibt man seine eigene Meinung ab.

 

Es beginnt im Kindergarten …

Meine Kinder denken nach. Über ziemlich vieles. Sohnemann hat sich schon immer tiefgehende Gedanken gemacht; über Gott und die Welt. Und ja, auch er bekommt vieles mit und fragt nach. Er fragt, warum manche Menschen die Flüchtlinge nicht hier haben wollen. Er fragt, warum sich die Jungs in der Schule darüber lustig machen, wenn er „Mädchenkram“ mag oder eine Wuschelfrisur haben möchte. Und er denkt intensiv darüber nach.
Töchterchen ist da sogar noch fixer. Während Sohnemann erst in der Schule anfing, Dinge kritisch zu hinterfragen, macht Töchterchen das jetzt schon. Sie glaubt nicht einfach alles, was ihr andere erzählen. Nein, sie fragt lieber noch einmal ihre Eltern. Und das ist gut so! Es zeigt, dass sie sich Gedanken macht. Es zeigt, dass sie schon jetzt eine eigene Meinung entwickelt. Und ja, sie darf natürlich anderer Meinung sein, als ich oder der Mann!

Aber dann sind da die anderen Kinder. Die, die meinen, nur ihre Meinung sei richtig, nur sie hätten das sagen und denen es egal ist, ob sie andere Kinder verletzten. Und auch deren Eltern ist es egal. Die sehen das „als nicht so schlimm“ an. Kinder von Eltern, die kein Einfühlungsvermögen haben, werden selbst schwerlich eines entwickeln – und die werden rücksichtslos.
Aber unsere Gesellschaft ist eine Ellenbogengesellschaft. Menschen, die auf andere Menschen achten, gehen im Egoismus anderer allzu leicht unter. Vielleicht sind es auch diese Kinder, die im Egoismus ihrer Eltern untergehen und so unbesehen einfach das tun, was diese für das Beste halten.

 

Für mehr Toleranz und weniger Vorurteile

Vorurteilen begegnen wir immer wieder. Selbst ich ertappe mich immer mal wieder bei vorurteilbehafteten Gedanken; insbesondere dann, wenn ich andere Eltern mit ihren Kindern beobachte. Aber ich ertappe mich und ich reflektiere darüber. Letzteres fehlt leider vielen Menschen.
Und doch ist es die Selbstrefelektion, die dazu führt, seine eigene Meinung bilden zu können. Wer seine eigenen Gedanken, sein eigenes Reden und sein eigenes Handeln nicht überdenken kann, wird niemals verstehen, weswegen Menschen anderer Meinung sein können. Toleranz hängt mit Verständnis zusammen – und mit Offenheit. Ohne Offenheit keine eigene Meinung und keine Toleranz.
Und das beginnt bereits im Kindergartenalter. Kinder wollen Dinge verstehen. Kinder wollen toleriert werden, wollen so sein können, wie sie sind. Wird das von den Eltern unterbunden, weswegen sollten sie dann tolerieren, wenn andere Kinder anders sind? Wie sollen sie so einen gesunden Menschenverstand entwickeln? Denn auf den kommt es doch an, oder nicht? Der gesunde Menschenverstand allein verbietet es doch, anderem Menschen wissentlich zu schaden. Der gesunde Menschenverstand muss doch dafür sorgen, dass man über sich selbst und die Welt nachdenkt. Und über die Konsequenzen des eigenen Handelns.

Ich stelle mir mittlerweile die Frage, ob es eine Seltenheit ist, wie ich aufgewachsen bin; mit politisch engagierten Eltern und Großeltern. Mit einer Familie, die sich auch schon früher nicht zu fein war, eine Flüchtlingsfamilie aus Afrika bei uns im Haus aufzunehmen. Mit einer Familie, die sich mit Sachverhalten auseinandersetzt, umsich eine Meinung bilden zu können.
Eigenständiges Denken und Selbstständigkeit ist es, was hoch geschätzt wird und was zum Glück auch meine Kinder mitgenommen haben. Und ich wünsche mir, dass alle Eltern ihr eigenes Verhalten, ihr eigenes Handeln reflektieren lernen – vielleicht erlangen wir dadurch wieder mehr soziale Kompetenz, Eigenständigkeit und Verständnis für andere. Die Welt ist nicht schwarzweiß. Sie ist bunt. Leider wird das oft durch Angst, Egoismus und Ignoranz verschleiert.

 

#wirschreibenDemokratie

Im Rahmen meines Autorendaseins hat sich bezüglich der Wahlergebnisse auch sofort etwas getan. Das Nornennetzwerk brachte den Hashtag #wirschreibenDemokratie auf, zu dem sich bereits einige Beiträge gesammelt haben. Wer sich generell für das Thema interessiert, einige Links gibt es auf den Webseiten Katherina Ushachov. Oder ihr stöbert nach dem #wirschreibenDemokratie auf Twitter.
Meinen Beitrag findet ihr auf in meinem Autorenblog: #WirschreibenDemokratie – ein paar Gedanken.

Gedanken zum Schulsystem

Mit dem Ende der Sommerferien begann hier alles neu. Töchterchen durfte endlich den Kindergarten wechseln, Sohnemann besucht nun eine weiterführende Schule und der Mann hat erstmal reguläre Arbeit in einer Kindertagesstätte.
So weit so gut, es läuft. Und doch gibt es da eine Sache, die schwer im Magen liegt: Sohnemann passt nicht in das gängige Schulsystem.

 

Das Frühchendasein

Sohnemann kam zwei Monate zu früh. Schon damals wurde uns gesagt, er würde noch Schwierigkeiten deswegen bekommen, doch er entwickelte sich normal. Es gab keine Komplikationen, er war nur lange Zeit kleiner und schmaler als andere Kinder seines Alters. Ansonsten lag seine Entwicklung von all dem, was in den U-Untersuchungen getestet wird, völlig in der Norm.
Probleme entstanden erst, als er in die Schule kam. Er hat Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, lässt sich leicht ablenken und braucht Ruhe, um Dinge zu begreifen. Auch seine Feinmotorik ist nicht die Beste, weswegen ihm alles Schriftliche schwerfällt.

 

Vorpubertät

So langsam bahnt sich die Pubertät ihre Wege und das merkt man Sohnemann an. Mädchen interessieren ihn zwar noch nicht, aber emotional wird er immer empfindlicher. Besonders, was die Schule angeht. Sobald er etwas nicht schafft, verliert er nicht nur die Lust, sonder beginnt zu zweifeln. „Ich bin der dümmste Junge der Schule!“, schallt es dann aus dem Zimmer.
Das ist er natürlich nicht. Im Gegenteil. Ich sehe einen sensiblen und sehr intelligenten Jungen. Mit dem Verständnis des Schulstoffs hatte er bisher noch nie Probleme. Allein die Methode, wie er es lernen soll, ist die Hürde. Eine sehr Große sogar. All die Eindrücke in einem normalen Klassenraum sorgen dafür, dass er Erklärungen im Unterricht nicht folgen kann. Besonders dann, wenn es ihn Nichtmal interessiert.

 

Schulkonzepte

Das Schulkonzept unserer Grundschule sieht vor, dass die Kinder erst ab der dritten Klasse Noten bekommen. Doch seid es Noten gibt, sackt Sohnemann immer weiter ein. Schlechte Noten bedeuten, er sei dumm, so wurde das von so manchen Lehrern kommuniziert. Der nette Referendar, der sich in Mathematik sehr bemühte und bei dem Sohnemann der Unterricht sehr viel Spaß gemacht hatte, wurde leider ausgebremst. Es gab Beschwerden. Solche Ereignisse hängen Sohnemann nach. Noch immer sagt er, ihm hätte Mathematik mit besagtem angehenden Lehrer sehr viel Spaß gemacht. Mittlerweile ist das fast zwei Jahre her und Mathe ist sein Hassfach geworden.
Der Druck in der vierten Klasse wurde immer größer. Immerhin stand dann ein Schulwechsel an und die Noten sollten entscheiden, auf welche Schule er wechseln konnte. Leider sind solche Jungen wie Sohnemann gerne das Ziel von Rabauken. Die gibt es zwar auf jeder Schule, aber Unterforderung in Kombination mit Mobbing war uns allen eine Horrorvorstellung.
Sohnemann wusste, wie wichtig die Noten bei der Wahl der weiterführenden Schule war und verzweifelte fast daran, dass all seine Bemühungen scheiterten und er sich selbst im Weg stand. Noten wurden zum Graus. Noten waren das schlimmste an der Schule und jedes Mal machte er sich fertig, weil er eine schlechte Note erwartete. Dabei bekommt er, anders als diverse seiner Freunde, keinen Ärger wegen schlechter Noten von uns. Wir versuchen viel mehr, ihn zu unterstützen.

Für seine weiterführende Schule haben wir in Absprache mit seiner (nun ehemaligen) Klassenlehrerin die beste Wahl getroffen, die uns möglich war: Eine integrierte Gesamtschule. Das Konzept ist etwas offener, alle Schüler aus Haupt-, Real- und Gymnasialstufe sind in einer Klasse in den Grundfächern zusammen und werden in den grundlegenden Fächern wie Sprachen, Naturwissenschaften und so weiter in Kurse aufgeteilt – je nachdem, welche Noten sie in den Fächern haben. Doch es ist nicht so starr, wie das dreigeteilte Schulsystem allgemein.
Dennoch geht es auch dabei wieder um Noten.

 

Erwartungshaltung und Leistungsdruck

Ein sensibles Kind geht leider allzu oft unter. Ich für meinen Teil versuche Sohnemann das Gefühl zu geben, dass er bleiben kann, wie er ist; verträumt, sensibel, kreativ und sogar nachdenklich. Das schwierigste an dieser Kombination für ihn ist, irgendwie mit einem System zurechtzukommen, in dem auch als „normal“ geltende Kinder oft schon Probleme haben. Noch hat er erst ein paar Wochen auf der neuen Schule hinter sich. Noch wurden keine Arbeiten geschreiben und noch bekam er keine Noten. Es bleibt abzuwarten, ob es auf der Gesamtschule besser läuft, als bisher in der Grundschule.
Unsere Erwartung jedenfalls ist: Er soll seinen Weg finden. Da sind sich der Mann und ich einig. Sohnemann ist ein intelligentes Kerlchen. Er hat eine sehr gute Auffassungsgabe und denkt sich auch phantasievoll alles Mögliche aus. Er ist sozial eingestellt, hält sich an Regeln und ist doch zumindest in seiner Arbeitsweise eine Art Einzelgänger, weil er die Ruhe dafür benötigt. Und sobald er sich für etwas interessiert, ist er auch mit viel Spaß dabei.

Leider ist es aber nicht das, was diese Gesellschaft fordert. Diese Gesellschaft macht Druck. Diese Gesellschaft misst Leistung in Noten und Zeugnissen, anstatt an dem, was ein Kind leisten könnte, ließe man es seinen Interessen folgen. Und alles, was wir dabei tun können, ist dafür zu sorgen, dass unser Sohn nicht an dem Druck einer Leistungsgesellschaft zerbricht.

 

Von der Kunst, Zeit zu erschaffen, oder: Beitrag zur #Blogparade – Wie kann man allen Kindern gerecht werden?

Sobald man zwei oder mehr Kinder hat, kommt als Elternetil die unweigerliche Frage auf: Wie mache ich es jedem Kind recht? Wie verteile ich meine Aufmerksamkeit gerecht? Und wie meine Zeit?
Da genau das in meinem leider doch sehr arbeitsreichem Alltag immer mehr zu einem Problem wird, je älter meine Kinder werden, kam mir die Blogparade von Mamakind „Wie kann ich meinen Kindern gerecht werden?“ gerade recht. Denn es ist genau das Problem, mit dem ich zunehmend zu kämpfen habe.

 

Am Anfang war der Mama-Söhnchen-Tag

Lange lange ist es her, dass ich über meinen Mama-Söhnchen-Tag berichte. Im Februar 2013 war Töchterchen gerade 1 1/2 Jahre alt und hat sich noch nicht dafür interessiert, was ich tat, wenn ich nicht zuhause war. Der Mann war ja da und konnte auf sie aufpassen und meine Zeit mit Töchterchen alleine hatte ich, wenn ich mit ihr ihrer Lieblingsbeschäftigung nachging: raus gehen und die Umgebung erkunden. Für Sohnemann erfand ich den Mama-Söhnchen-Tag.
Doch Töchterchen wurde älter und irgendwann verlangte auch sie, mitkommen zu dürfen. Einige Zeit fuhren wir gut damit, dass Sohnemann entschied, ob seine Schester mitkommen durfte oder nicht. Dann führte ich auch exklusive Nachmittage für Töchterchen ein, in denen sie auch das Recht besaß zu entscheiden, ob wir ihren Bruder mitnehmen. Denn entscheidend war: Ich blieb an den Kindertagen nicht mit ihnen zuhause sondern wir unternahmen irgendetwas. Ob es nun ein Ausflug auf den Spielplatz war, in die Stadt oder ins Museum. Das durften die Kinder entscheiden.

Der Alltag brachte es aber mit sich, dass Stress meine Zeit – und vor allem meine Kraft – immer mehr auffraß. Stress hat nunmal keinen guten Einfluss und nimmt sich heraus, Prioritäten zu verschieben.
Irgendwann gab es die Kindertage nur noch am Wochenende im wöchentlichen wechsel, dann schaffte ich es nur noch einmal im Monat. Und jetzt? Jetzt schaffe ich es nur noch, wenn ich Urlaub habe.

 

Wenn Kinder gleichzeitig erzählen wollen

Jedes Kind ist anders. Und jedes Kind hat andere Interessen. Besonders auffällig werden diese verschiedenen Interessen am Esstisch. Wenn wir abends zusammensitzen und essen, erzählen beide Kinder – meistens gleichzeitig. Und beiden Kindern möchte ich natürlich zuhören. Leider ist die Aufmerksamkeit ein stures Ding und möchte sich nicht aufteilen lassen. Und ich will es auch nicht. Ich möchte ganz bei der Sache sein, bei einem Thema. Beide Kinder haben ihren Kopf oft hoch oben in den Wolken und denken sich Dinge aus. Doch diese Dinge sind bis auf wenige Ausnahmen mittlerweile so verschieden, dass ich kaum gleichzeitig mit ihnen über ein Thema reden kann. Und wenn sie nicht von ihren erfundenen Geschichten oder von gemeinsamen Interessen erzählen, erzählt Sohnemann von Schulproblemen und Töchterchen von ihren Freundinnen im Kindergarten – zwei völlig verschiedene Welten.
Meine Aufmerksamkeit teilen ist dabei schwierig. Ich kann nur versuchen zu ergründen, welches Kind gerade am meisten Aufmerksamkeit braucht und dem anderen später zuhören.

 

Geteilte Interessen

Auch wenn ich es schaffe, mit beiden Kindern die Interessen zu teilen und von mir auch behaupte zu wissen, womit sie sich gerade am meisten beschäftigen, so wandeln sich die Interessen der Kinder doch mit dem Älterwerden deutlich.
Auch bei den Ausflügen kommen wir nicht mehr allzu oft auf einen Nenner. Spielplatzausflüge sind Sohnemann meistens zu langeweilig. Er legt seinen Fokus lieber auf seine Freunde und schließt sich nur dann an, wenn ihm wirklich langweilig ist. Spielplatznachmmittage sind also nun mehr Töchterchen vorbehalten und ihre Mama-Zeit.
Sohnemann hingegen steht an der Schwelle zur Pubertät und interessiert sich zwar (noch) nicht für Mädchen, doch für Filme, Serien und Computerspiele. So kann ich mit Sohnemann mittlerweile Filme sehen, für die Töchterchen einfach noch zu jung ist. Seine Zeit wandelte sich also in einen Fernsehabend in der Woche. Und ja, es gibt Filme und Serien, bei denen warte ich schon lange darauf, sie mit Sohnemann sehen zu können!

 

Wohltat Spaziergang

Die beste Möglichkeit, Zeit für meine Kinder zu haben, ist aber derzeit der Hundespaziergang. Auf dem Spaziergang habe ich Zeit und oft auch einen Kopf, um Sohnemann zuzuhören oder mit Töchterchen Lilly Lichtmaus zu spielen. Manches Mal zanken sie sich darum, wer mit spazieren gehen darf. Manches Mal will niemand und ich muss anordnen ob mich jemand begleitet. Letzteres trifft meistens auf Sohnemann zu. Doch auch wenn er erst keine Lust hat, nehme ich ihn mit, redet er wie ein Wasserfall über all das, was ihm gerade durch den Kopf geht. Und es ist gut, dass er das tut. Es ist gut, dass ich ihm damit die Möglichkeit bieten kann, ihm zuzuhören und zu erfahren, womit er sich gerade beschäftigt.

 

Das Wichtigste beim „Gerecht werden“

Es tut mir so unendlich Leid, dass ich derzeit für regelmäßige Ausflüge nicht die Zeit und vor allem nicht die Kraft aufbringen kann. Doch es ist Änderung ins Sicht. Ich bin dabei aus meinem Stressloch herauszukriechen und ich hoffe, dass auch meine Kinder das spüren. Dennoch liegt es noch nicht hinter mir.
Aber meine Kinder reden mit mir. Es ist gut, dass beide wissen, sie können mit mir reden; über alles. Das hilft mir, sie zu verstehen. Und es hilft ihnen zu begreifen, dass ich immer für sie da bin, egal um was es geht und auch in diesen Stresszeiten.

Anekdote: Erste Hilfe einer 5-Jährigen

Auf dem Spielplatz traf Töchterchen eine Freundin aus dem Kindergarten. Sie spielten, ich las – bis Töchterchen mit ihrer Freundin zu mir kam und mich nach einem Pflaster fragte. Ihre Freundin habe sich beim Spielen den Fuß aufgeschürft, ein kleiner Kratzer, der aber ein sehr leidendes Gesicht verursachte. Leider konnte ich weder mit einem Taschentuch noch mit einem Pflaster oder Ähnlichem dienen.
Aber Töchterchen half trotzdem. Sie nahm meine Wasserflasche und meinte: „Mit Wasser kann man sie sauber machen!“ Und das tat sie dann. Allein diese kleine Geste half ihrer Freundin bereits und beide gingen wieder spielen.

Die Auto-Kolonnen-Blockade – oder: ein Schulweg ohne Autos?

Es wird Frühling. Nach den eisigen morgenden, werden die Tage wieder Wärmer und trockener und meine Kinder freuen sich darauf, wieder Radfahren zu können. Klar, dachte ich bei mir, Töchterchen mit dem Fahrrad zum Kindergarten bringen ist schöner, als mit dem Bus zu fahren. Sohnemann hatte sich vom Winter ohnehin nur selten davon abhalten lassen, mit dem Rad oder seinem Roller zur Schule zu fahren. Aber für Töchterchen war es zu kühl – zumal ihr Weg ungleich länger ist, als Sohnemanns.

 

Horden von Autos

Mit großer Freude setzte sich Töchterchen an dem Morgen auf das Fahrrad, als ich endlich zustimmte, mit dem Rad zum Kindergarten zu fahren. Am ersten Tag waren wir spät dran, doch am Tag darauf dachte ich, mich tritt ein Pferd. Wir waren äußerst früh unterwegs. Unser Weg führt an einer stark befahrenen Straße entlang, an der mehreren Schulen ihre Zufahrt haben. Und die Autos standen Schanlge, um zu den Schulen einbiegen zu können.
Töchterchen fuhr langsamer auf dem Radweg. Ihr waren die ganzen Autos sichtlich nicht geheuer. Doch sie verließ sich auf mein Wort, wir hätten vorfahrt. Die meisten Autofahrer beherzigen das zum Glück auch, besonders, wenn sie ein kleines Kind auf einem Fahrrad sehen. Dann nehmen sie Rücksicht. Aber was ist mit den Größeren?

Diese Frage stellte ich mir ein paar Tage später ein weiteres Mal. Der Mann brachte Töchterchen in den Kindergarten und ich konnte Sohnemann zu Schule begleiteten – ebenfalls mit dem Fahrrad. Es ist für mich praktisch, denn die Schule liegt auf dem Weg zum Bahnhof. Doch auch da stauten sich die Autos. Um die ganze Schule herum drängte sich Auto um Auto, in allen Größen und allen Farben.
Käme Sohnemann nicht jeden Morgen von der Seite, an der keine Einfahrt für Autos ist, hätte sogar ich darüber nachgedacht, ihm zu verbieten mit dem Rad zu fahren. Sicherlich, Sohnemann hat seine Prüfung abgelegt und auch bestanden. Aber Kinder sind für gewöhnlich trotzdem nicht unbedingt verkehrssicher; da hapert es ja schließlich auch bei so manchem Erwachsenen. Doch diese Kolonnen von Autos, die alle unbedingt ein einziges Kind abladen müssen, um dann mühevoll in der Sackgasse hinter der Schule zu drehen und sich wieder raus zu schlängeln, ist für Kinder sicher alles andere als eine Motivation vielleicht selbstständig mit dem Rad zur Schule zu kommen.

 

Die Unsicherheiten des Schulweges

Ein gängiges Argument für Eltern, ihre Kinder mit dem Auto zu bringen ist der „unsichere Schulweg“. Gut, da habe ich durchaus Verständnis. Sohnemanns Schulweg könnte auch sicherer sein, denn er muss genau an jeder stark befahrenen Straße über die Ampel, an der ich mit Töchterchen zum Kindergarten entlangfahren muss. Trotzdem ist es doch wohl keine Lösung, stattdessen selbst mit dem Auto hinzufahren. Im Gegenteil: dadurch ist ein Auto mehr in der Blockade.
Ich verstehe auch das Argument, dass man ohnehin auf dem Weg zur Arbeit an der Schule vorbeifährt und das Kind dort absetzen kann. Aber wozu muss man es dann bis vor die Tür fahren? Mal ehrlich, ist es denn so schwer, es an der Kreuzung vorher einfach rauszulassen, dass es das letzte Stück laufen kann? Oder ist auch das zu gefährlich, weil da ja eine ganze Meute von Autos vor der Schule lauert, nur um das nächste Kind anzufallen? Oder ist es nur diese elende Bequemlichkeit des Autos, die alle rigoros ausnutzen wollen?
Ich weiß es nicht und werde es als jemand, der selbst kein Auto fährt, wohl nie verstehen.

 

Selbstständigkeit und Vertrauen

Bei diesen Auto-Kolonnen geht mir noch etwas durch den Kopf: diese Eltern nehmen ihren Kindern doch auch ein Stück ihrer Selbstständigkeit und des Vertrauens. Ja, ich begleite meinen Sohn auch ein oder zwei Mal in der Woche zur Schule, aber der Fokus liegt auf dem Wort „begleiten“. Die Schule liegt auf meinem Weg und ich verbringe gerne etwas Zeit mit Sohnemann. Wir reden die zehn Minuten über alles mögliche und ich denke, er genießt die Zeit, die er mich für sich alleine hat. Aber ich weiß, dass er in der Lage ist, den Weg alleine zu bewältigen. Ich vertraue ihm. Schon zwei Wochen nach der Einschulung wollte er ersteinmal alleine gehen – und ich habe ihn gelassen. Denn bei Sohnemann war es immer schon sehr einfach: was er sich zutraut, das kann er auch.

Auch dann, wenn Töchterchen zur Schule gehen wird, werde ich sie ab und zu begleiten – sofern sie es möchte. Derzeit spricht sie davon, dass sie alleine zum Kindergarten gehen möchte. Klar, sie kennt den Weg, aber da sind diese Auto-Kolonnen vor den Schulen …

Ungeziefer – oder: Warum man sich über Läuse freuen sollte

Jeder kennt sie, jeder hatte sie schon mal: Läuse. Wir hatten mittlerweile schon vier Mal das Vergnügen, seit Sohnemann in der Schule ist. Und auch, wenn Läuse weder gefährlich, noch ein Anzeichen für mangelnde Hygiene sind, es ist Ungeziefer und einfach nur „ihhhbä!“, um es mit Töchterchens Worten auszudrücken.

Nun fragt ihr euch wahrscheinlich – und berechtigter Weise: Warum schreibt sie über Läuse?
Die Antwort darauf ist einfach: Weil es ein Schämthema ist obwohl es keinen Grund gibt, sich deswegen zu schämen.

 

Läusepanik

Diese Läusepanik kennt wahrscheinlich jeder Erwachsene, der schon einmal seine Kinder hat entlausen müssen. Ungeziefer! Ihh! Ja, das war beim ersten Mal auch meine Reaktion. Allerdings war mir da noch nicht klar, wie man Läuse eigentlich wieder los wird. Mir war nur klar, dass ich nicht in Panik verfallen sollte. Habe ich Panik, haben sie die Kinder auch. Dazu kam noch: ich musste zwei wissensdurstigen Kindern natürlich auch erklären, was Läuse sind, warum deswegen der Kopf juckt und weswegen sie deswegen auch noch zuhause bleiben müssen. Und vorallem Töchterchen stellte mir noch mehr Fragen, als wir sie vor zwei Jahren das erste Mal entlausen mussten.
Aber für so etwas gibt es Abhilfe. Für alles, was ich nicht auf Anhieb beantworten kann, frage ich zuersteinmal YouTube, ob es vielleicht einen Beitrag aus Der Sendung mit der Maus gibt. Und ja, den gab es. Auch beim letzten Läusebefall schauten wir uns zuerst noch einmal zusammen das Video an:

 

 

Und schon waren so ziemlich alle Fragen beantwortet. Die Kinder wussten, weswegen sie ein Antiläusemittel auf den Kopf bekamen und weswegen ich in den nächsten Tagen viel Zeit damit verbringen musste, ihre Haare gut auszukämmen. Sie halfen mir die Bettwäsche zu wechseln und ihre geliebten Pillowpets zu waschen.
Manchmal kann Erklären so einfach sein 😉

Es muss übrigens nicht immer die Maus sein, die etwas erklärt. Vor zwei oder drei Wochen bin ich zufällig noch über ein Video bei Quarks&Co gestolpert, das sich ebenfalls mit Läusen beschäftigte.

 

Doch auch, wenn man all das weiß, gibt es doch eines, dass sich nicht abstellen lässt: Sobald man von Läusen spricht, oder auch nur über sie nachdenkt, beginnt der Kopf zu jucken, ganz automatisch.

 

Der Dank der Kita

Als ich Anfang des Jahres Läuse auf den Köpfen beider Kinder und leider auch auf meinem eigenen entdeckte, griff ich zum Telefon, um beide Kinder zu entschuldigen. Es war die erste Schulwoche nach den Ferien, aber es half nichts: Sohnemann musste zuhause bleiben und entlaust werden.
Ich rief also sowohl in der Schule, als auch im Kindergarten an, um Bescheid zu geben. Pflichtbewusst wie ich bin, sagte ich natürlich auch, worum es ging. Wenn ein Kind Läuse hat, kann man davon ausgehen, dass mehrere betroffen sind. Die Einrichtung muss das erfahren, damit sie die Information an die Eltern weiterleiten kann und damit dem Problem wirklich Abhilfe geschaffen werden kann.
Völlig verblüfft war ich jedoch, als sich eine der Damen am anderen Ende des Apparates bei mir bedankte. Viele Eltern melden leider nicht, wenn die Kinder Läuse hätten, meinte sie.
Eine ähnliche Geschichte erzählte mir die Apothekerin, bei der ich kurz darauf die gängigen Mittelchen zur Läusevernichtung einkaufte. Auch sie wies mich darauf hin, dass ich es Schule und Kindergarten melden müsse. Im Gespräch sagte sie mir, sie hätte schon erlebt, dass sich Eltern aus Zeitmangel gar nicht darum kümmerten, die Läuse loszuwerden. Und natürlich, dass sie sich schämten so etwas zuzugeben.

Das sind Dinge, die ich nie verstehen werde: Wie kann man einfach hinnehmen, dass sich so etwas wie Läuse weiter ausbreiten, weil es niemand außer mir wusste, das mein Kind Läuse hatte? Und das, wo es im Grunde nur Zeit und etwas Sorgfalt kostet, sie loszuwerden? Oder noch schlimmer: Wie kann man einfach hinnehmen, dass Ungeziefer auf den Köpfen der Kinder krabbelt? Die simple Tatsache, dass Sohnemann sich sechs Wochen später schon wieder Läuse eingefing, sagt mir, dass die Apothekerin recht hatte. Allem Anschein nach grassieren die Läuse bereits seit Ende letzten Jahres in der Schule. Und ja, es ist stressig, sein Kind nach ein paar Wochen erneut entlausen zu müssen, weil andere Eltern es nicht tun. Zum Glück bemerkte ich es beim zweiten Mal in diesem Jahr früh genug und Töchterchen und ich blieben dieses Mal verschont.

Und ja, ihr habt richtig gelesen: Ich hatte die Läuse ebenfalls. Das ist der grundlegende Nachteil eines Familienbettes. Ob Sohnemann die Läuse an mich weitergab und ich sie an Töchterchen, oder umgekehrt, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Aber schliefe Töchterchen nicht immer noch dicht an mich gekuschelt, wäre mir die Läuse auf meinem eigenen Kopf erspart geblieben.

 

Mein Appel an euch

Liebe Eltern, nun folgt eine Aufforderung an Euch: Wenn euer Kind Läuse hat, bitte bitte meldet es den entsprechenden Einrichtungen. Läuse sind unangenehme und lästige kleine Gesellen, doch dort, wo Kinder die Köpfe zusammenstecken, können sie sich gut verteilen.
Wegen Läusen muss man sich nicht schämen. Im Gegenteil: Sie bedeuten, Eure Kinder haben genug soziale Kontakte. Ohne diese, könnten sie nicht von einem Kopf auf den anderen klettern.

Also freut Euch doch das nächste Mal, wenn Ihr Läuse findet! Denn dann wisst ihr mit Sicherheit, Eure Kinder haben Freunde.

Mama-Kinder-Tage in Bildern

Leider sind meine „Kindertage“ in der letzten Zeit immer seltener geworden. Ich hatte vor einer Weile einmal über meine Mama-Söhnchen-Tage berichtet. Mittlerweile sind es zwei Kinder, die gerne einen Mamatag haben möchten; einen Tag eben, an dem Mama nur für das eine Kind da ist. Und wer bin ich, ihnen das zu verweigern? 😉 Meinen Urlaub habe ich also genutzt und für beide Kinder einen Tag eingeschoben.
Hier meine Impressionen: